Durch meine Arbeit in den Favelas in Brasilien war ich bei meinem ersten Einsatz in Togo auf Einiges gefasst. Die Realität war viel schlimmer und sehr ernüchternd. Nahezu fehlende medizinische Versorgung, kein Zugang zu sauberem Trinkwasser, keine Kenntnisse der Bevölkerung über Hygiene und vieles andere mehr.
Für mich war Zahnmedizin in Togo ein Wagnis. Entweder kommt niemand, oder es wollen alle behandelt werden. Bevor wir die mobile Behandlungseinrichtung in Betrieb nehmen konnten, war das Abwasserrohr des Waschbeckens zu reparieren. Passendes Reparaturmaterial gab es nicht, also musste Verbandszeug herhalten.
Und schon kamen die ersten Patienten. Es ging Schlag auf Schlag. Von 10 Uhr bis 15 Uhr wurden täglich 35 bis 40 Leute behandelt. Alles chirurgische Fälle, meist völlig zerstörte Zähne mit fortschreitenden Entzündungen im Kieferknochen und Verbindung zur Kieferhöhle, sowie operative Entfernung von Weisheitszähnen.
Ohne die gewohnten modernen diagnostischen Möglichkeiten und fehlende Assistenz durch Fachpersonal war es schwierig, die Behandlungen erfolgreich durchzuführen. Letztlich half die Fähigkeit zur Improvisation und jahrzehntelange Erfahrung aus der chirurgischen Praxis.
Zu meiner Überraschung sind viele Patienten in Togo um eine Zahnpflege im Rahmen ihrer Möglichkeiten bemüht. Probleme machen die schlechte, einseitige Ernährungslage, Schwäche durch Malaria und Blutarmut.
Ich habe mir in Zusammenarbeit mit der Hilfsaktion zum Ziel gesetzt, über adäquate Zahnpflege aufzuklären, sowie die Zahnmedizin in einem Zentrum in Togoville zu etablieren, wo auch eine Notfallversorgung möglich ist. Schließlich kann man in Togo auch an einem vereiterten Zahn versterben.
Wir Jovos (Weiße) können viele Ideen geben und motivieren. Aufgeschlossene Togolesen gibt es in großer Zahl und die Lehrer sind sehr engagiert.
Ich freue mich schon auf die nächste Reise.
Dr. Bertram Busch
Anmerkung von Frau Holveck:
Die Arbeit unserer mitreisenden Ärzte wird generell durch die unerträgliche Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit sehr erschwert.
Dr. Busch unter seinem Mundschutz und neben den warmen Lampen hatte besonders zu leiden. Statt Fachpersonal assistierten unsere Malermeisterinnen, der Deutschlehrer, sowie die Sekretärin Sonya Schlander. Auch die Helfer/-innen waren durch den ungewohnten Einsatz jedesmal geschafft. Die hatten hinterher viel zu erzählen.
Die Patienten waren froh und dankbar für die Hilfe. Wir von der Hilfsaktion hoffen auf einen erneuten Einsatz von Dr. Busch.