Hurra, heute wird in der Schule gefeiert! –

Jeanne und Joseph kennen sich nicht und dennoch werden sie im Abstand von wenigen Tagen demselben Ereignis beiwohnen: der Einweihung ihrer jeweiligen Schule.

Jeanne ist 9 Jahre alt und besucht die Klasse CE2 der staatlichen Grundschule in Agbata-Lanzo im Einzugsgebiet von Lomé mit über 1100 Schülern in 18 Klassen. Der 10-jährige Joseph geht in die Klasse CM1 der staatlichen Grundschule in Agbodrafo, wo über 300 Kinder in 6 Klassen eingeschult sind.

Ihre Lehrerin hat ihnen gesagt, dass anlässlich der Einweihung des neuen Schulgebäudes ein großes Fest stattfinden werde und dass an diesem Tag schulfrei sei. Die Kinder freuen sich riesig, auch weil sie an diesem Festtag ein belegtes Brötchen und einen Fruchtsaft bekommen werden!

Seit 4 Jahren gehört Jeanne zu einer traditionellen Tanzgruppe, die seit 2 Wochen täglich für ihren Auftritt anlässlich des Festakts übt.

Am Tag vor der Einweihung ist an beiden Schulen kein Nachmittagsunterricht, und Jeanne und Joseph helfen mit, die Räume des neuen Gebäudes vorzubereiten und zu schmücken, den Hof zu fegen und die herumliegenden Gegenstände zu entsorgen.

In der Nacht vor der Einweihung hat Joseph unruhig geschlafen, da seine Mutter ihn gebeten hat, die Einweihungsfeier zu nutzen, um sich bei dem fremden Mann, der „Mama Monika“ seit 3 Jahren begleitet, zu bedanken. Er hat reiflich nachgedacht, aber beim Aufstehen weiß er immer noch nicht, ob er sich traut, seiner Mutter diesen Gefallen zu tun.

Die beiden Kinder werden von ihren Müttern am Tag der Einweihung um 07:30 h zur Schule gebracht. In freudiger Erwartung helfen sie den Lehrer/innen, die Tische und Stühle für die Gäste unter den Zeltplanen in Reih und Glied zu stellen.

Dann beginnt das lange Warten auf die Gäste. Zuerst treffen die Vertreter der Hilfsaktion Togo/Togoville zusammen mit den Spendern und Spenderinnen ein, es folgen der Bürgermeister und der traditionelle Dorfchef, und endlich kommt auch der Schulamtsvertreter. Zur Verkürzung der Wartezeit werden Trommelstücke gespielt, aber die Ungeduld lässt sich auf den Gesichtern der Kinder ablesen.

Endlich ist der Augenblick der Ansprachen gekommen. 9 Personen tragen nacheinander ihre Reden vor, untermalt von Musik, Tanz und Gesang. Ein Großteil der Eltern, Lehrer/innen und Schüler/innen singen und tanzen mit. Jeanne und ihre Tanzgruppe erhalten tosenden Beifall, Trommelwirbel erklingt. Alle Redner haben in ihren Ansprachen das Engagement des Vereins zur Verbesserung der Lernbedingungen durch den Bau von zwei neuen Gebäuden hervorgehoben.

Anschließend werden die Geschenke überreicht. Die Spender/innen erhalten vom Lehrkörper und der Elternschaft ein traditionelles Gewand, das sie sogleich überziehen. Der Schulleiter freut sich über Bücher, Unterrichtsmaterial, Hefte, Stifte, Bälle und Springseile, die die Spender/innen und der Verein übergeben.

Zwischen zwei Türpfosten eines Klassenraums ist ein blumengeschmücktes Band gespannt. Es ist eine bewegende und feierliche Zeremonie, als zuerst die Spender das Band durchtrennen. Danach reichen sie die Schere an die Vereinsvorsitzende weiter, die ein Stück Band abschneidet, bevor sie die Schere dem Schulinspektor übergibt, der sie an den Bürgermeister weiterreicht und dieser wiederum an den Dorfchef.

Nun werden die Gäste im ersten Klassenzimmer von den Schüler/innen der Klasse CM2 empfangen, die ihre Tafeln mit der Aufschrift: „Merci Mike“, „Merci Colin“, „Merci Melanie“, „Merci Petra“ zu Ehren der Spender/innen hochhalten. Danach stimmen sie zunächst zaghaft ein Willkommens- und Dankeslied an. Im Zuge der gesungenen Strophen klingen die kleinen Sänger und Sängerinnen sicherer und lauter, ihre Gesichter leuchten und zeugen von ihrer Freude und ihrem Stolz, in so einem angenehmen Ambiente lernen zu dürfen.

Beim Besuch der weiteren Klassenzimmer bietet sich die Gelegenheit zum Austausch über die technischen Daten des Gebäudes, die verwendeten nachhaltigen Materialien, die verbesserte Konstruktionstechnik und den finanziellen Aufwand, den eine solche Baustelle für die verschiedenen beteiligten Gewerke bedeutet.

Nach der Begehung findet ein Umtrunk statt, und alle Schüler/innen erhalten ein belegtes Brötchen und einen Fruchtsaft.

Plötzlich kommt ein kleiner Junge in Begleitung seiner Mutter, die auf ihrem Rücken ein Baby trägt, auf mich zu. Ich grüße sie, die Mutter grüßt zurück, der kleine Junge schaut mich schüchtern, aber durchdringend an. Er will mir offenbar etwas sagen, aber er bringt keinen Ton heraus. Ich frage ihn, ob er keinen Hunger hat, da er sein Sandwich noch in der Hand hält. Er schüttelt den Kopf und murmelt leise: „Danke Monsieur Patrice“. „Wofür dankst du mir?“, frage ich. Mit entspannterer Miene sagt er: „Dafür, dass ich jetzt eine schöne Schule habe“. Ich habe ihn nach seinem Namen und seiner Klasse gefragt. „Ich bin in der Klasse CM1 und heiße Joseph, Monsieur Patrice“, lautete seine Antwort.

Patrice Sautier

 

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