In einem Land wie Togo gibt es, wie überall, häufige und seltene Erkrankungen. Malaria, Durchfall, Augenkrankheiten, kleineren und größere Verletzungen – vielen Patienten kann bei diesen und anderen häufigen Erkrankungen mit wenigen Medikamenten und normaler medizinischer Expertise gut geholfen werden. Doch es gibt auch in Togo die anderen Patienten. Die mit den seltenen Erkrankungen. Den ganz seltenen.
Da kommt dieses Mädchen, 15 Jahre alt, mit einer dicken Backe. Ah – das kennt man. Ein Zahn-Problem. Wahrscheinlich ein Abszess. Kann meist gut von einem Zahnarzt behandelt werden. Ein kleiner operativer Eingriff, vielleicht muss ein Zahn gezogen werden? Dann noch ein paar Tage ein Antibiotikum. Alles wieder gut.

Der Blick in den Mund lässt dann aber schnell erkennen, dass hier ein anderes Problem vorliegt. Was kann das sein? Was hat sie da im Mund? Wo hin mit dieser Patientin?

Der erste Weg führt in das nächste größere Krankenhaus. Die Kollegen dort schauen erst auch ratlos. Und verweisen in die Hauptstadt (Lomé), an die Universitätsklinik. Ein weiter Weg. Die Reise, die Vorstellung in der Klinik, die Behandlung – das kostet Geld. Wie bei so vielen Familien in Togo – dafür reicht das Geld aber nicht.
Als uns, nachdem weitere 2 Wochen vergangen waren, die Patientin vorgestellt wird ist die Wange noch dicker, sie hat Fieber, kann kaum noch essen und ist in einem schlechten Allgemeinzustand. Die Zeit drängt. Und so beginnt eine lange, lange Geschichte. Wir begleiten die Patientin und ihre Mutter in die Stadt, die ersten Untersuchungen – Spezialist, Röntgen, Labor, Kernspinn – werden durchgeführt. Alle nur möglich, weil es von Hilfsaktion Togo/Togoville, bezahlt wird. Wären wir nicht gerade da und hätte man uns das Mädchen nicht vorgestellt – es wäre nichts passiert. Die Eltern hätten ihre Tochter ohne unsere Unterstützung einfach nach Hause gebracht und den Verlauf abgewartet.
Und dann die Diagnose. Ein bösartiger, höchst aggressiver Tumor. Auch unter optimalen, europäischen Bedingungen keine sichere Heilungschance. Es braucht eine größere OP, Chemotherapie, langjährige Nachkontrollen und viel Gebete, dass der Krebs nicht wiederkommt. Was kommt an Kosten auf uns zu? Es könnte ein hoher, ja sehr hoher Betrag werden. Niemand kann das abschätzen. Sollen wir mit der Behandlung überhaupt anfangen? Können wir die Kosten stemmen? Ja oder nein – es ist eine Entscheidung über Leben und Sterben. Eine kleine Chance hat die Patientin mit der richtigen Therapie. Die kann auch in Togo durchgeführt werden. Fachkenntnisse und Medikamente sind vorhanden, geschickte Operateure auch.
Wir sagen ja. Wir greifen nach der kleinen Chance, welche die Patientin hat, und übernehmen die Kosten. Es kann losgehen. Dank unserer Spender verfügen wir über ein paar finanzielle Reserven. Ein langer Weg beginnt, an dessen Ende hoffentlich wieder ein gesunder junger Mensch steht.
Nur möglich durch all die kleinen und großen Spenden für Hilfsaktion Togo/Togoville.
Dr. Wolfgang Diebold